Die ganze Story



Die Schonegg ist ein sanfter Hügelzug zwischen den Emmentaler Gemeinden Sumiswald und Dürrenroth. Das liebliche Landschaftsbild ist frei von Bausünden, geprägt von Landwirtschaft und verstreuten Hofgruppen.

Aufgrund der milden und aussichtsreichen Lage dient es vielen Menschen aus nah und fern als Erholungsraum in der Natur. Die Schonegg bietet auch einer vielfältigen Tierwelt einen wertvollen Lebens-, Brut- und Rückzugsraum (Fledermäuse, Rotmilan und viele weitere).

Auch für den sanften und nachhaltigen Tourismus hat die Schonegg eine Schlüsselfunktion. So führt die Velo-Herzroute über die Schonegg und die Schaukäserei Affoltern lebt von der Aussicht auf die Schonegg und die Berner Alpen.

Aus diesen Gründen ist ein grosser Teil der Schonegg durch regionale Landschaftsschutz-  und Schongebiete geschützt.

 

Windenergie-Standorte in der kantonalen Flächenplanung

Windenergieanlagen (mit Höhe über 30 Metern) sind ein massiver Eingriff in das Landschaftsbild und den Lebensraum von Mensch und Tier. In der Nutzungsplanung für seine Kantonsfläche hat der Kanton Bern deshalb 23 Standorte ausgeschieden, an denen Windenergieanlagen - allenfalls - bewilligt werden könnten. Ob diese Standorte tatsächlich für Windenergieanlagen geeignet sind - das ist eine andere Frage, die der Bericht nicht beantworten will. Folgerichtig heissen diese 23 Standorte "Windenergieprüfräume".

 

Windenergieprüfraum Schonegg : ungeeignet

Zum Windenergieprüfraum P18 / Schonegg vermerkt der kantonale Bericht, dass ein bedeutender Flächenteil des Prüfraumes durch regionale Landschaftsschutzgebiete geschützt wird. Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit auf 100 m über Boden betrage 4.5 Meter pro Sekunde. Da sich mit dieser geringen Windgeschwindigkeit Windenergieanlagen gar nicht rentabel betreiben lassen, wird der Prüfraum beurteilt mit "Die Eignung für die Windkraftnutzung ist mässig".

Diese mässige Eignung ist nicht überraschend, denn der Name "Schonig" kommt von "schonen": Die Schonegg wird vom Wetter, Sturm und Wind oft verschont und Unwetter ziehen nördlich oder südlich vorbei.

 

Windenergieprüfraum Schonegg : ungeeignet

Schon aus den Akten - zu wenig Wind und unter Schutz stehend - war den Schweizer Windstromunternehmen klar, dass der Windprüfraum Schonegg eine raumplanerische Planleiche ist und der Standort nie rentieren würde.

Selbst Windprüfräume, welche deutlich windreicher sind als die Schonegg, bringen zuwenig Wind für eine sinnvolle Nutzung: Nach langen und teuren Vorabklärungen gab die lokal vertraute BKW das Projekt Windpark Vechigen auf, weil es zuwenig Wind hatte und damit unrentabel war.

("BKW hält Windpark für unrentabel", BZ 30. Oktober 2014)

 

Windenergieprüfraum Schonegg : ungeeignet

Die effizientesten Windenergieanlagen stehen im Unterwallis, weil dort der Wind konstant weht; sie bringen eine Auslastung von 29%. Der Durchschnitt aller anderen Anlagen der Schweiz liegt bei 15%. Die Anlage mit schweizweit schlechtesten Auslastung hat 5.5% und steht in Feldmoos/Rengg Luzern ("Windräder sind nur schwach ausgelastet", Der Bund 6. Juli 2019). Die Rengg ist weniger als 20 km von der Schonegg entfernt und wird von den gleichen Schwachwinden bedient, welche die Schonig überstreichen.

 

Was kümmern uns Tatsachen ?

Eine erdrückende Sammlung von Tatsachen, Daten und Messungen zeigt klar: Die Schweiz ist - bis auf wenige Standorte - ein für grosse Windenergieanlagen ungeeigneter Standort.

Leider hat diese Einsicht nicht alle erreicht. Unter dem offiziell tönenden Firmennamen "Windenergie Schweiz AG" wurde 2017 eine Aktiengesellschaft gegründet. Das Firmenkapital ist das geringstmögliche, das zur Gründung notwendig ist. Die Firma ist telefonisch nur per Handy erreichbar und verfügt über keine eigene Büros, sondern hat ihren Sitz bei einem Treuhänder (was preiswerter ist).

Zeichnungsberechtigt für die "Windenergie Schweiz AG" sind zwei in Deutschland lebende Personen sowie eine Schweizerin. Unter dem Firmennamen reencon hat das deutsche Duo gemäss deren Website mehrere Windanlagen in Deutschland erstellt. Erfolgreiche Projekte in der Schweiz kann die Firmen-Homepage keines nennen und auch die zwei Referenzobjekte liegen in Deutschland.

Leider harzt der Turbinenabsatz in Deutschland und den Nachbarländern. Deutschland ist mit Windturbinen vollgestellt - zu Lande wie auf den zulässigen Meeresflächen. Trotz hohen Subventionen ist der Betrieb unrentabel und in vielen europäischen Ländern verunmöglicht der begründete Widerstand der Bevölkerung die Realisierung neuer Windkraftanlagen. Man will keine neuen Investitionsruinen mehr und keine weiteren Mahnmale einer gut gemeinten, in ihrer Bilanz aber höchst zweischneidigen Energietechnologie.

Auf der Suche nach neuen Märkten stiess das deutsche Duo auf den Windprüfraum Schonegg. Hier möchte die wackere Truppe jetzt ihr Glück versuchen.

Dass kein Schweizer Windunternehmen hier nur schon irgendwelche Vorprüfungen machen wollte - das schreckt sie nicht ab. Auch nicht die Naturschutzräume. Auch nicht die vielen Wasserquellen und Grundwasservorkommen (die meisten Gehöfte haben eigenes Wasser).

Und auch nicht der fehlende Wind; denn der ist ein kleines Problem: Für die Windenergie Schweiz AG gibt es nicht viel zu verlieren: 80% vom Verkaufspreis jeder erzeugten Kilowattstunde werden über Subventionen bezahlt, welche die Schweizer Stromkunden mit ihrer Stromrechnung bezahlen. Und wenn der Konkurs des Windparks ansteht, dann können die Zelte in der Schweiz schnell und schmerzlos abgebrochen werden.

Die Projektgesellschaft an sich hat dann ihren guten finanziellen Schnitt bereits gemacht: Analog dem Architektenvertrag kassieren diese Gesellschaften in der Regel rund 10% bis 15% der totalen Bausumme als Honorar. Und das gerne zügig nach Inbetriebnahme.

Ums eigentliche Aufräumen und Entsorgen der Windruinen - Kosten pro Windrad über 200'000 Franken - kümmert sich dann ein paar Jahre später der Sumiswalder, Dürrenrother und Berner Steuerzahler und die Grundeigentümer, auf deren Land die Windruinen stehen.

 

Einbezug der Bevölkerung - aber in was?

Um die breite lokale Bevölkerung für so ein Projekt zu begeistern, muss man die menschliche Gier einspannen. Vor allem in Norddeutschland ist es gängige Taktik windiger Projektgesellschaften, der lokalen Bevölkerung und Verwaltung Beteiligungsmöglichkeiten und grosse finanzielle Gewinne in Aussicht zu stellen. Ein überaus selbstloser Akt der Projekt- und Betreibergesellschaften.

Ganz besonders intensiv einbezogen werden die Grundeigentümer, auf deren Land das Projekt umgesetzt werden soll. Um die Fixkosten der Betriebsgesellschaft gering zu halten und das Projekthonorar schnell aus der Gesellschaft entnehmen zu können, erhalten die Landeigentümer keinen jährlichen Fixbetrag, sondern eine reine Erfolgsbeteiligung am erzeugten Strom. Wenn also die Betriebsgesellschaft keinen Gewinn macht, dann sehen die Landwirte auch kein Geld.

Ob dies beim "Bürgerwindpark Schonegg" auch der Fall ist, ist unbekannt. In Deutschland scheint diese Vertragsgestaltung üblich gewesen zu sein und gut funktioniert zu haben (zumindest bis sich die Taktik unter den Landwirten rumgesprochen hat).

Was in der Schweiz aber klar ist: Bei cleverer Formulierung der Landnutzungsverträge haften die Landwirte sogar noch für die Aufräumkosten des Experimentes. Nicht nur für das Rad auf ihrem eigenen Land, sondern jeder einzelne für alle Räder im ganzen Windpark. Bei 3 Windrädern (Windpark Schonegg) und Aufräum- und Entsorgungskosten von über 200'000 Franken pro Rad ergibt sich ein Risiko von über 600'000 Franken für jeden Grundeigentümer. Nicht jeder Landwirt hätte den Mut, sein ganzes Hab und Gut in diesem Glücksspiel einzusetzen.

Damit dieser "Einbezug" der Landwirte gut funktioniert, wird gerne zum Mittel einer künstlich geschaffenen Zeitnot gegriffen. Weder sollen die Landeigentümer Zeit haben, sich mit der für sie total neuen Materie vertraut zu machen - noch soll ein geschulter Jurist oder Betriebswirtschafter Zeit haben, einen Blick auf die Verträge zu werfen. Auch wäre es nicht gut, wenn die Landwirte erfahren, wie es Kollegen von ihnen andernorts ergangen ist: Pech im Stall, versiegtes Grundwasser, unvermietbare Hofwohnungen und soziale Ächtung in der Dorfgemeinschaft.

Kurzum: Augen zu und durch. Auf wundersame Weise schaut für alle Projektbeteiligten ein lukrativer Gewinn heraus. Überraschenderweise völlig anders als bei fast allen Windparks, die in der Schweiz bereits laufen beziehungsweise stillstehen.

Und weil der Gewinn auf wenige Projektentwickler, aber das Risiko auf ganz ganz viele Menschen verteilt wird, nennt man so ein Projekt dann "Bürgerwindpark".

Die Idee bombig, das eigene Risiko gering - was spricht dagegen, ein in Deutschland lange funktionierendes Prinzip jetzt in der Schweiz zu versuchen? Und was liegt näher, als hierfür eine Region auszusuchen, deren Bevölkerung und nebenamtliche Verwaltung mit Windkraft noch gar keine Erfahrung hat und völlig überfordert ist ?

 

Die Gemeindebehörden

Die motivierte Turbinentruppe der Windenergie Schweiz AG wurde bei den Gemeindebehörden Sumiswald und Dürrenroth vorstellig, um das Verfahren zu starten.

Das Projekt der Windkraft Schweiz AG schafft zwar keine Arbeitsplätze oder lokale Wertschöpfung. Aber der schön zurechtgemachte Businessplan verspricht zumindest fette Gewinne und Steuererträge für die Gemeindekasse. Dies ist zwar nur eine Vermutung - aber mit einem sich nicht lohnenden Projekt würde doch niemand zur Gemeinde gehen …. Und das Projekt lohnt sich ja (zumindest für die Windenergie Schweiz AG).

Die Belastung eines Gemeinderates im Nebenamt ist enorm. Ohne Idealismus kann man dieses Amt nicht machen; hier ist jedem Gemeinderat ein Kranz zu winden und ein herzliches Dankeschön zu sagen. Und es ist keinem Gemeinderat zu verübeln, wenn ihn die fundierte Prüfung eines solchen Gesuches zeitlich und fachkompetenzmässig völlig überfordert. Grössere Verwaltungen ziehen hierzu Spezialisten bei, kleinere Gemeinden können sich das aber oft nicht leisten und wursteln sich dann irgendwie durch die Projektaufgaben. Gut gemeint, aber der enormen Tragweite solcher Projekte nicht ganz angemessen.

Nur schon rein physisch. Es geht nicht um Bauten in der Höhe von 2, 3 Grassilos oder Maschinenhallen - sondern um Türme in der Landschaft. Die Nabenhöhe aktueller Windturbinen - das ist dort, wo die nachts rot blinkende Gondel sitzt - ist auf 140 Meter über Boden. Die Rotorspitze liegt sogar über 210 Metern über Boden. Das sind Dimensionen, die das Emmental noch nicht gesehen hat.

 

Projektorientierung

Da nun erste Messungen im Gelände gemacht werden sollten, liess sich der Einbezug der Bevölkerung nicht länger vermeiden; zumindest nicht der direkt betroffenen Anwohner.

Am 26. Juni 2020 wurde, im Wissen um die Brisanz des Themas, eine Orientierungsveranstaltung im diskreten Rahmen abgehalten. In einem überfüllten Raum - in Zeiten von Corona - wurden einem handverlesenen Publikum knapp lesbare und wenig aussagekräftige Folien zum Projekt vorgeführt.

Sogar Fragen durften gestellt werden. Anwohner wiesen darauf hin, dass sich die Standorte in einem Durchgangsgebiet von Zugvögeln befinden. Ein Verantwortlicher der Windenergie Schweiz AG habe daraufhin (sinngemäss) gesagt: «Wir schicken unsere Leute in den Wald, die können dann die Vögeli zählen».

Ob das noch nötig sein wird, kann dahingestellt bleiben - die überregional bekannten und sehr aktiven Natur- und Vogelschutzgruppen haben hier bereits gute Vorarbeit geleistet und kennen die Bestände und Brutorte von Fledermäusen, Rotmilanen, Falken, Alpenseglern, Baumläufern, Schleiereulen, Waldkäutzen, Turmfalken und einigen weiteren geschützten Arten.

Zu viel mehr Sorge Anlass gibt die von der Projektleitung angestrebte Klassifizierung des Projektes als "Projekt von nationaler Bedeutung". Worin die nationale Bedeutung liegt ist unklar. Ein bedeutender Beitrag zur nationalen Windstromproduktion kann nicht gemeint sein, denn es hat keinen verwertbaren Wind auf der Schonegg. Ob mit der nationalen Bedeutung eher die Höhe der zurückbleibenden Bauruinen gemeint ist oder die finanziellen Projektrisiken für Bürger, Gemeinde und Kanton - das ist im Moment noch unklar.

Klar ist, dass die deutsche Windtruppe loslegen möchte. Die betroffenen Grundeigentümer haben Verträge zur Unterschrift erhalten.

Klar ist auch, dass ab jetzt unsere eh schon gut ausgelasteten Gemeindeverwaltungen von einem aussichtlosen Projekt belastet werden und Kosten für alle Steuerzahler anfallen.

 

Zeit für Übungsabbruch

Klar ist aber auch, dass jetzt die Zeit reif ist für ein Eingreifen und ein überzeugtes

STOP!

Und klar war dies sofort vielen. Eine schnell wachsende Gemeinschaft von Einwohnern, Anwohnern, Tierschützern, Landschaftsschützern ist der Auffassung, dass die Schonegg nicht zur Investitions- und Bauruine verkommen soll.

Dass die Schonegg nicht zum Glücksspiel und Standort industrieller Windstromproduktion dient.

Und dass die Schonegg nicht zum Keil werden soll, der die Dorfgemeinschaft spaltet und auf Jahrzehnte finanziell belastet.

Sondern die Schonegg als das sieht, was sie ist: Ein Geschenk und die Verpflichtung, sie heutigen und künftigen Generationen von Mensch und Tier als Lebens- und Erholungsraum zu erhalten.

Es geht nicht darum, Windenergie generell zu verhindern. Diese hat ihre Berechtigung im Rahmen der Energiestrategie 2050 - aber der Standort Schonegg ist dafür der falsche Platz.

Es ist unsinnig, den wertvollen Kultur- und Lebensraum Schonegg für ein an diesem Standort wirtschaftlich aussichtloses Energieprojekt zu opfern. Da im waldreichen Emmental Holz – und mehr als genügend Material für Biogasanlagen zur Verfügung steht.

Von den Ereignissen überrascht und überrollt sind wir daran, uns aktiv zu organisieren und vernetzen. Wenige Tage nach der diskreten Veranstaltung der Gemeinde haben sich die ersten 12 Personen zusammengefunden. Ein Verein ist in Gründung, die Aufgabenverteilung läuft, eine Webpage im Aufbau und die finanzielle Mittelbeschaffung ist initiiert.

Wir freuen uns über jeglichen Support für unser Anliegen - jede Idee, jede Hand, jeder gute Wille zählt.

Bitte hinterlassen Sie uns im Kontaktformular Ihre Emailadresse. Wir melden uns, wenn wir einen Schritt weiter sind und neue Informationen bieten können. Das kann ein paar Wochen dauern - aber wir melden uns. Versprochen!

Vielen Dank für Ihr Interesse und Wertschätzung für die einmalige Kulturlandschaft des Emmentals!

 

PS:

Obige Ausführungen und Überlegungen beruhen auf Berichten von Direktbetroffenen, öffentlich zugänglichen Informationen sowie andernorts mit Windprojektgesellschaften gemachten Erfahrungen. Die Ausführungen können Fehler enthalten und erheben keinen Anspruch auf vollständige Richtigkeit, da die Windenergie Schweiz AG bislang nicht öffentlich zum Projekt orientiert hat.

Sie hätten aber konkrete Fragen zum Projekt? Wir auch! Gemäss ihrer Homepage ist die Windenergie Schweiz AG gerne für Sie da und beantwortet auch Ihre Fragen. Die Kontaktdaten Ihrer Windexperten finden Sie direkt auf wes-ag.ch .




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